Nie wieder Bananen!
Es gab viele Gründe, warum zwischen etwa 1920 und 1930 so viele Burgenländer und Burgenländerinnen auswanderten, aber die meisten versuchten ihr Glück in der Ferne, weil es im Burgenland kaum Arbeit und auch kein „Weiterkommen“ gab. Die folgende authentische Geschichte eines jungen Marzers steht daher für viele Burgenländer, die in Nord- und Südamerika eine neue Heimat suchten.
Matthias Redl, geboren 1900, verlor seinen Vater früh und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, was aber für damalige Verhältnisse nichts Ungewöhnliches war. Im Winter schlief er im Stall und im Sommer auf dem Dachboden. In Mattersburg machte er eine Spenglerlehre und musste kurz danach im ersten Weltkrieg nach Italien einrücken. Vermutlich wurden damals schon erste Auswanderungspläne geschmiedet. Nach der Heimkehr versuchten dann einige der jungen Männer – die meisten waren zwischen 20 und 25 Jahre alt – das Reisegeld nach Brasilien zusammen zu bekommen. Alles was sie wussten, war die Adresse eines „Wiesers“ in Rio de Janeiro. Dieser lebte schon einige Zeit dort und hatte seiner Familie geschrieben, dass man dort Arbeit finden könnte. An den hohen Reisekosten scheiterten schon einige, da nur wenige das Glück hatten, dass ihnen ihre Familie ihr Erbteil ausbezahlen konnte. Unser Auswanderer, ein Marzer, konnte einen Wald verkaufen und mit dem Erlös die Fahrtkosten bezahlen. Viel gab es nicht mitzunehmen: ein zweites Hemd, etwas Wäsche – das war der ganze Besitz.
Mit dem Zug ging es nach Bremen. Die Schiffsreise begann am 22. Feber 1923 und dauerte gut sechs Wochen.
In Brasilien angekommen arbeiteten viele der Männer als Taucher zum Pilotenschlagen, als Zimmerer oder Maurer. Das Klima war mit 40 °C für die Burgenländer ungewohnt heiß und, obwohl die meisten an schwere Arbeit gewöhnt waren, konnten das nicht alle wochenlang durchstehen. Die Schwächeren mussten dann für die anderen waschen, kochen und die selbstgebauten Holzhütten saubermachen. Für alle gab es aber genug zu essen: besonders Rindfleisch, Gemüse und vor allem Bananen waren sehr billig.
Gearbeitet wurde durchgehend fünf oder sechs Wochen und danach eine Pause von einigen Tagen eingelegt, in der auch ordentlich gefeiert wurde.
Der Kontakt zur Heimat ist nicht abgerissen. Immer wieder schrieben die Auswanderer Briefe nach Hause. Unser Marzer, von dem wir die Geschichte aufgeschrieben haben, schrieb regelmäßig seiner Verlobten. 1927 kam er dann tatsächlich wieder nach Marz zurück, doch die wirtschaftliche Lage hat sich nicht gebessert. Das junge Ehepaar (Matthias und Veronika) beschloss, diesmal nun gemeinsam, nach Argentinien, um genau zu sein nach Buenos Aires, auszuwandern. Dort waren Zimmerer und Bauarbeiter gesucht. Diese Möglichkeit hat sich auch in Marz und Umgebung herumgesprochen. 14 weitere Männer haben beschlossen, gemeinsam mit dem jungen Ehepaar auszuwandern.
Veronika Redl, die Mutter meiner Urgroßmutter, arbeitete in Argentinien als Putzfrau und Näherin. Ihr Mann war Zimmermann.
Die Arbeit wurde gut bezahlt und sie konnten sich ein kleines „Vermögen“ aufbauen. 1928 bekam das junge Paar einen Sohn, der leider früh verstorben und in Buenos Aires begraben ist. Eine Tochter, meine Urgroßmutter (Hilda Redl), wurde 1929 geboren und danach ein weiterer Sohn (Friedrich Redl). 1932 reiste die Familie zurück nach Marz. Das Haus in Argentinien verkauften sie und mit dem gesparten Geld wurde ein Haus und ein kleines Grundstück in Marz gekauft. Die junge Familie konnte gut leben und verdiente ausreichend Geld. Für die Familie war das Auswandern ein Segen – sie konnten sich dort ein gutes Leben aufbauen und erlangten einen kleinen Wohlstand. In Marz lebten sie dann von einer kleinen Landwirtschaft.
Die Urgroßmutter (Hilda Redl) war noch sehr klein, als sie nach Marz zurückgekehrt sind, daher konnte sie sich nicht an viel erinnern. Aber immer, wenn jemand von Bananen gesprochen hatte, hat sie die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und geschrien: „Nur keine Bananen. Die musste ich immer in Amerika essen, denn diese waren dort so günstig“.
ken.
Es gab viele Gründe, warum zwischen etwa 1920 und 1930 so viele Burgenländer und Burgenländerinnen auswanderten, aber die meisten versuchten ihr Glück in der Ferne, weil es im Burgenland kaum Arbeit und auch kein „Weiterkommen“ gab. Die folgende authentische Geschichte eines jungen Marzers steht daher für viele Burgenländer, die in Nord- und Südamerika eine neue Heimat suchten.
Matthias Redl, geboren 1900, verlor seinen Vater früh und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, was aber für damalige Verhältnisse nichts Ungewöhnliches war. Im Winter schlief er im Stall und im Sommer auf dem Dachboden. In Mattersburg machte er eine Spenglerlehre und musste kurz danach im ersten Weltkrieg nach Italien einrücken. Vermutlich wurden damals schon erste Auswanderungspläne geschmiedet. Nach der Heimkehr versuchten dann einige der jungen Männer – die meisten waren zwischen 20 und 25 Jahre alt – das Reisegeld nach Brasilien zusammen zu bekommen. Alles was sie wussten, war die Adresse eines „Wiesers“ in Rio de Janeiro. Dieser lebte schon einige Zeit dort und hatte seiner Familie geschrieben, dass man dort Arbeit finden könnte. An den hohen Reisekosten scheiterten schon einige, da nur wenige das Glück hatten, dass ihnen ihre Familie ihr Erbteil ausbezahlen konnte. Unser Auswanderer, ein Marzer, konnte einen Wald verkaufen und mit dem Erlös die Fahrtkosten bezahlen. Viel gab es nicht mitzunehmen: ein zweites Hemd, etwas Wäsche – das war der ganze Besitz.
Mit dem Zug ging es nach Bremen. Die Schiffsreise begann am 22. Feber 1923 und dauerte gut sechs Wochen.
In Brasilien angekommen arbeiteten viele der Männer als Taucher zum Pilotenschlagen, als Zimmerer oder Maurer. Das Klima war mit 40 °C für die Burgenländer ungewohnt heiß und, obwohl die meisten an schwere Arbeit gewöhnt waren, konnten das nicht alle wochenlang durchstehen. Die Schwächeren mussten dann für die anderen waschen, kochen und die selbstgebauten Holzhütten saubermachen. Für alle gab es aber genug zu essen: besonders Rindfleisch, Gemüse und vor allem Bananen waren sehr billig.
Gearbeitet wurde durchgehend fünf oder sechs Wochen und danach eine Pause von einigen Tagen eingelegt, in der auch ordentlich gefeiert wurde.
Der Kontakt zur Heimat ist nicht abgerissen. Immer wieder schrieben die Auswanderer Briefe nach Hause. Unser Marzer, von dem wir die Geschichte aufgeschrieben haben, schrieb regelmäßig seiner Verlobten. 1927 kam er dann tatsächlich wieder nach Marz zurück, doch die wirtschaftliche Lage hat sich nicht gebessert. Das junge Ehepaar (Matthias und Veronika) beschloss, diesmal nun gemeinsam, nach Argentinien, um genau zu sein nach Buenos Aires, auszuwandern. Dort waren Zimmerer und Bauarbeiter gesucht. Diese Möglichkeit hat sich auch in Marz und Umgebung herumgesprochen. 14 weitere Männer haben beschlossen, gemeinsam mit dem jungen Ehepaar auszuwandern.
Veronika Redl, die Mutter meiner Urgroßmutter, arbeitete in Argentinien als Putzfrau und Näherin. Ihr Mann war Zimmermann.
Die Arbeit wurde gut bezahlt und sie konnten sich ein kleines „Vermögen“ aufbauen. 1928 bekam das junge Paar einen Sohn, der leider früh verstorben und in Buenos Aires begraben ist. Eine Tochter, meine Urgroßmutter (Hilda Redl), wurde 1929 geboren und danach ein weiterer Sohn (Friedrich Redl). 1932 reiste die Familie zurück nach Marz. Das Haus in Argentinien verkauften sie und mit dem gesparten Geld wurde ein Haus und ein kleines Grundstück in Marz gekauft. Die junge Familie konnte gut leben und verdiente ausreichend Geld. Für die Familie war das Auswandern ein Segen – sie konnten sich dort ein gutes Leben aufbauen und erlangten einen kleinen Wohlstand. In Marz lebten sie dann von einer kleinen Landwirtschaft.
Die Urgroßmutter (Hilda Redl) war noch sehr klein, als sie nach Marz zurückgekehrt sind, daher konnte sie sich nicht an viel erinnern. Aber immer, wenn jemand von Bananen gesprochen hatte, hat sie die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und geschrien: „Nur keine Bananen. Die musste ich immer in Amerika essen, denn diese waren dort so günstig“.
ken.